10-Punkte-Plan gegen den Mangel

Veröffentlicht am 1. Oktober 2020

Mit der Studie „Wer baut Deutschland?“ der Prognos AG hat das Verbändebündnis Wohnungsbau nachgewiesen, dass Wohnungen in Deutschland weiterhin zu wenig, zu teuer und zu weit weg von den Ballungszentren und Hotspots gebaut werden. Das kann nicht die Antwort auf Deutschlands soziale Frage des Wohnens sein. Um dem Mangel zu begegnen, müssen wichtige Handlungsempfehlungen von Bund, Ländern und Kommunen umgesetzt werden.

Das Verbändebündnis Wohnungsbau hat deshalb 10 Handlungsempfehlungen für mehr Wohnungsneubau formuliert:

1. Mehr Bauland bereitstellen
Der drohenden „Austrocknung“ der Märkte, aufgrund nachlassender Flächenausweisung, muss mit einer verstärkten Aktivierung von Baulandflächen durch die Kommunen in den angespannten Wohnungsmärkten begegnet werden. Dies muss durch eine Anpassung der vorhandenen Regional- bzw. Flächennutzungspläne begleitet werden, um so zusätzlich den Ankauf bedarfsgerechter Flächen zu unterstützen.

2. Mehr langfristige Investitionssicherheit geben
Eine Erhöhung der Wohnungsneubauzahlen ist nur mit einem Kapazitätsausbau im Baugewerbe möglich. Voraussetzung hierfür sind neben der befristeten Sonderabschreibung, dauerhafte und verlässliche Rahmenbedingungen – wie die sachgerechte und dem tatsächlichen Werteverzehr angemessene Erhöhung der linearen Abschreibung von 2 auf mindestens 3 Prozent, um für die Kapazitätsanpassung die nötige Planungssicherheit zu haben. 3. Mehr Sozialen Wohnungsbau fördern Bisher werden mit 1,5 Mrd. Euro Förderung des Bundes 25.000 neue Sozialwohnungen errichtet. Das ist zu wenig. Um den jetzigen Bestand zu erhalten und längerfristig auch wieder zu erhöhen, müssten 80.000 Sozialwohnungen jährlich fertiggestellt werden. Es fehlt ein Masterplan „Sozialer Wohnungsbau“ mit einer klaren Zielvorgabe und einer angemessen ausgestatteten Förderung.

4. Mehr Personal in den Verwaltungen bereitstellen
Der zyklische, regional wechselnde Neubaubedarf erschwert eine langfristige Personalplanung in den Bauplanungs- und Genehmigungsbehörden. Notwendig ist grundsätzlich mehr Personal in den Verwaltungen sowie kurzfristig ein zusätzlicher Pool an qualifizierten Fachkräften, insbesondere damit auch im Umfeld von Ballungsgebieten zeitnah die erforderlichen Planungs- und Genehmigungsentscheidungen getroffen werden können.

5. Mehr Konzeptvergaben durchführen
Transparente Konzeptvergaben ermöglichen gestaltenden Einfluss auf die Entwicklung von Flächen und den geplanten Wohnungsbau zu nehmen, ohne den wirtschaftlich vertretbaren Rahmen zu verlassen.

6. Mehr Kostenkontrolle bei Gesetzen, Normen und Planungen
Eine konsequente Durchführung und Berücksichtigung von Folgekostenabschätzungen in den Gesetzgebungs-, Normungssowie Bauplanungsprozessen kann die weitere Baukostensteigerung abbremsen.

7. Mehr Dichte und Höhe zulassen
Modellrechnungen zeigen, dass eine Erhöhung der baulichen Dichte in Ballungszentren (Steigerung Geschossflächenzahl [GFZ] von 1,0 auf 2,0) Mietpreissenkungen von 20 Prozent und mehr pro Quadratmeter ermöglichen.

8. Mehr Prozessdigitalisierung unterstützen
Die Digitalisierung des Bauprozesses unter Einbeziehung aller an der Prozess- und Genehmigungskette beim Bau Beteiligten ermöglicht Fehlervermeidung, Prozessbeschleunigung, Kostenbewusstsein und Nachhaltigkeit bei Planung, Genehmigung und Bauausführung. Sie sichert zudem einen einheitlichen und schnellen Kommunikationsrahmen.

9. Mehr Effizienzpotenziale heben
Die Vereinheitlichung der Landesbauordnungen und die Wiedereinführung sämtlicher Möglichkeiten der Genehmigungsfreistellung ermöglichen Skaleneffekte, die zur wirksamen Reduzierung der Baukosten beitragen.

10. Mehr Stadt-Umland-Kooperationen unterstützen
Ballungsräume stehen in einer engen funktionalen Verflechtung mit den jeweiligen Umlandgemeinden, so dass eine angemessene Infrastrukturförderung durch Bund/Länder und Investitionen in den ÖPNV neue Ansatzpunkte und Lösungen unterstützen kann, um begrenzten Flächen- und Entwicklungsmöglichkeiten zu begegnen.

Damit kann auch verhindert werden, dass die Umlandkommunen kein Bauland ausweisen oder keine Baugenehmigungen erteilen, weil die Infrastruktur (Schulen, Kindertagesstätten, Ärzte etc.) nicht ausreicht. Hier wurde die Einrichtung von Fonds vorgeschlagen, aus denen sich die Kommunen vorfinanzieren können.