Veröffentlicht am 1. Oktober 2020
BFW-Geschäftsführer David Jacob Huber vom Landesverband Niedersachsen / Bremen. (Foto: BFW)
Bauland - ein Wort, das mit vielen Emotionen verbunden ist. Genauso wie das Wort Bauen. Und ganz besonders für Menschen, die ihr Eigenheim bauen wollen. Bauland, das ist, wie unsere Vorfahren sagten, die eigene Scholle, auf der man seine Heimat finden wird. Und wenn die Welt noch so stürmisch ist, im eigenen Zuhause findet man Zuflucht und Sicherheit. Das ist gerade in Zeiten wie diesen besonders wichtig geworden.
Wie viele Familien waren im Frühjahr, als die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen begannen, gezwungen, auf engstem Raum viel Zeit miteinander zu verbringen. Oft genug in einer kleinen Wohnung in der Stadt, ohne Balkon und ohne Garten. Und der Weg zu den öffentlichen Grünflächen war oftmals beschwerlich. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen davon träumen, ein eigenes Häuschen mit einem kleinen Garten zu besitzen.
Aber Bauland ist eine knappe Ressource. Die gesetzlichen Vorgaben, die beachtet werden müssen, um Ackerland in Bauland umzuwandeln, sind sehr umfangreich und die Hürden sind hoch. Angefangen von Raumordnungsplanungen, die auf lange Zeit festgeschrieben sind, bis hin zu Begrenzungen für Bodenversiegelungen gibt es viele Regeln, die beachtet werden müssen. Dazu kommt, dass so manche Kommune gar nicht möchte, dass neue Bewohner zuziehen. Denn jeder neue Bürger, jede neue Familie in der Kommune, bedeutet auch, dass ein höherer Bedarf an Kitas, Schulen oder anderen Infrastruktureinrichtungen vorgehalten werden muss.
Vor dem Hintergrund der (derzeit noch) wachsenden Bevölkerung und der immer sichtbarer werdenden Wanderungsbewegungen – weg aus der Stadt, hin auf das Land – werden sich Politik und Verwaltung nun aber umgehend Gedanken machen müssen, wie man bestehende Regeln aufweichen oder abändern kann, um den akuten Bedarf an Wohnraum und Bauland zu decken.
Seit vielen Jahren machen Immobilienverbände, allem voran der BFW (Bundesverband der Freien Immobilien- und Wohnungsunternehmen), auf den Mangel an Bauland und die damit verbundenen rasant steigenden Preise aufmerksam und fordert von der Politik und Verwaltung ein höheres Engagement in dem Bemühen, neue Ressourcen zu entdecken und zur Verfügung zu stellen.
Die Politik hat ja auch schon reagiert und sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene sogenannte „Bauland-Initiativen“ ins Leben gerufen. Der BFW arbeitet in diesen Gremien gerne mit. Aber ganz ehrlich, die Ergebnisse sind bisher recht dürftig. Bis auf Lippenbekenntnisse und Beschlüsse, die es noch nicht einmal als Diskussionsthema auf die Tagesordnung des Bundes- oder des Landtages geschafft haben, ist nicht viel passiert. Hier muss schnell deutlich mehr geschehen.
Die Umwidmung ehemaliger Industrie- oder Militärgrundstücke in vielen Kommunen ist ein Weg, um kurzfristig zu neuen Grundstücken zu kommen. Aber man muss auch den Mut haben, neues Bauland zu erschließen und baureif zu machen. In Niedersachsen ist die NLG als Landesgesellschaft in diesem Markt bereits sehr aktiv, aber noch zu langsam. Die Kommunen müssen, um das Problem in den Griff zu bekommen, schneller den Mut haben, Grundstücke, die sich als Bauland eignen, auf eigene Rechnung zu kaufen, zu entwickeln und an die bauwilligen Bürger abzugeben.
Dabei muss auf ein möglichst ausgewogenes Verhältnis zwischen Ein- und Zweifamilienhäusern, Reihenhäusern und Geschosswohnungsbau geachtet werden. Denn Menschen mit niedrigem Einkommen werden, aufgrund der immer schneller steigenden Baukosten, heute und auch in Zukunft von einem eigenen Häuschen nur träumen können. Bauland, wenn es erschlossen wird, muss allen Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht werden, sei es als Eigentümer oder Mieter.
Oftmals werden aber Kommunen als Preistreiber gescholten, wenn sie tatsächlich Grundstücke kaufen und entwickeln. Der Bürger sieht nur den enormen Unterschied zwischen Einkaufspreis und dem späteren Verkaufspreis. Und das ist ungerecht. Denn um einen Acker baureif zu machen, sind viele Vorarbeiten nötig. Von der grundsätzlichen Planung und Einbindung in die Stadtentwicklung bis hin zur Herstellung der nötigen Infrastruktur, wie Kanäle, Wasserzuleitungen, Stromanschlüsse und Verkehrswege bis hin zum Bau von KITAS, die nötig werden, wenn Familien mit Kindern zuziehen sollten. Und das alles steigert den späteren Verkaufspreis.
Jeden sollte aber klar sein, dass man nicht einfach überall neues Bauland erschaffen kann. Städte und Dörfer können nicht unbegrenzt wachsen. Die Verantwortlichen in der Politik und Verwaltung sind daher gefordert, auch die Innenentwicklung und damit die Nachverdichtung unter ökologisch und ökonomisch vertretbaren Kompromissen voranzutreiben und so auch in den Kommunen neuen Lebens- und Wohnraum zu schaffen.
Publikationen wie der vorliegende Bauland-Report sind besonders wichtig, denn sie zeigen auf, wo noch Reserven vorhanden sind, zeigen aber auch, welche Mängel noch herrschen. Wir vom BFW wünschen allen Lesern viel Erfolg auf dem Weg zum eigenen Heim.