Baugrundgutachten – was ist das genau?

Veröffentlicht am 1. Januar 2022

Der Boden Ihres Grundstücks kann sich wesentlich von dem der Nachbarschaft unterscheiden. (Foto: PublicDomainPictures)

Vieles wird beim Hausbau genau geplant, doch wird oftmals am Baugrundgutachten gespart. Das kann kostspielige Folgen haben. Denn nur ein Baugrundgutachten oder Bodengutachten kann Aufschluss darüber geben, welche Überraschungen sich unter der Grasnarbe des Grundstücks verbergen. Für das Baugrundgutachten gibt es mehrere Ausdrücke, die im allgemeinen Sprachgebrauch synonym verwendet werden. Offiziell aber heißt das Baugrundgutachten „Baugrund- und Gründungsgutachten“. Am häufigsten wird wohl der Begriff „Bodengutachten“ genutzt, manche sagen auch „Baugrunduntersuchung“ oder „Bodenmechanisches Gutachten“.

Wenn Sie ein Haus bauen, soll es sicherlich einen Keller haben. Und selbst wenn nicht, soll Ihr Haus doch bestimmt dauerhaft sicher stehen. Entscheidend in beiden Fällen ist, dass Sie wissen, auf oder in welchem Untergrund Sie bauen. Diese Gewissheit kann Ihnen nur ein fachmännisch durchgeführtes Bodengutachten geben. Verlassen Sie sich also bei Ihrem Hausbau nicht darauf, was Ihnen die Nachbarn von ihrem eigenen Bau erzählen.

Oder was Ihnen die lokale Baufirma berichtet, die sich in der Gegend „bestens auskennt“. Der Boden Ihres Grundstücks kann sich wesentlich von dem der Nachbarschaft unterscheiden. Es reicht eine Wasserader oder eine Felsformation und schon können Sie ohne Bodengutachten kostspielige Überraschungen erleben. Plötzlich wird der Kelleraushub langwieriger und teurer. Oder der Boden setzt sich nach kurzer Zeit – und dann entstehen Risse im Haus.

Wann sollten Sie das Bodengutachten durchführen?

Ein Bodengutachten sollten Sie unbedingt vor Abschluss des Bauvertrags durchführen lassen. Denn erst wenn die Beschaffenheit des Bodens durch den Bodengutachter geklärt ist, lassen sich die Kosten für den Erdaushub und das Fundament seriös planen. Als Bauherr sollten Sie unbedingt darauf achten, dass die Position „Aushub“ im Bauvertrag vorkommt und dass dort nicht von idealen, sondern von den tatsächlichen Bodenverhältnissen als Berechnungsgrundlage ausgegangen wird.

Ist ein Bodengutachten wirklich verpflichtend?

Seit 2014 sind für die Ausführung von Bauvorhaben geotechnische Berichte durch die Baurechtsverordnung vorgeschrieben. Darüber hinaus können auch das Bundesbodenschutzgesetz und die Verdingungsordnung für Bauleistungen greifen. Am Bodengutachten sollten Sie sowieso auf keinen Fall sparen. Nur das Baugrundgutachten kann Ihnen Aufschluss über die Bodenbeschaffenheit und die nötige Sicherheit beim Bau geben. Die Daten des Baugrundgutachtens sind zudem für den Statiker notwendig. Er berechnet mit Hilfe des Bodengutachtens die Maße für Fundament und Bodenplatte.

Was kann ein Bodengutachten kosten?

Die Kosten für ein Bodengutachten liegen im überschaubaren Rahmen, besonders wenn man sie in Relation mit dem Schaden setzt, der damit verhindert werden kann. Ein Bodengutachten kostet in der Regel zwischen 1.000 Euro für ein Standardgutachten und 2.500 Euro für aufwändigere Fälle. Dabei kommt es auf die Größe des Grundstücks an, den genauen Umfang der Analyse und die Art des Baugebiets. Ist ein Bau mit Keller geplant, wird das Bodengutachten rund 20 % mehr kosten als bei einem Bau ohne Keller.

Was untersucht der Bodengutachter?

Ein Bodengutachter untersucht bei einem regulären Bodengutachten vorrangig den Aufbau des Baugrunds und die bodenmechanischen Eigenschaften. Bei dem Verdacht auf mögliche Schadstoffe, Altlasten oder sonstige Probleme kann das Bodengutachten auch erweitert werden. Prinzipiell können folgende Aspekte untersucht werden:

• Tragfähigkeit des Untergrunds
• Setzungsverhalten des Bodens
• Grundwasservorkommen
• Versickerungsfähigkeit von Oberflächenwasser
• Frostsicherheit
• Ausführung und Vorgaben für den Erdaushub
• Vorgaben zur nötigen Abdichtung des Bauwerks
• Kontamination durch Schadstoffe
• Kampfmittel
• Zuordnung zu einer Erdbebenzone

Wer führt das Bodengutachten durch?

Das Baugrundgutachten wird von einem unabhängigen Sachverständigen für Geotechnik, einem Bauingenieur oder einem Geologen durchgeführt. Der Bodengutachter wird dafür mehrere Bohrungen auf dem Grundstück vornehmen – dies dauert in der Regel nur wenige Stunden. Bereits die Betrachtung dieser Bohrproben kann dem Bodengutachter erste Informationen über den Baugrund liefern. Genauere Ergebnisse bringt die anschließende Untersuchung im Labor. Für die umfangreiche und aussagekräftige Arbeit des Bodengutachters sollten Sie einen Zeitraum von 5 bis 14 Tage einplanen.

Was hat es mit den Bodenklassen auf sich?

Lange Zeit haben Bodengutachten den Baugrund in sieben verschiedene Bodenklassen eingeteilt, die durch DIN 18300 definiert waren:

• Bodenklasse 1: Oberboden
• Bodenklasse 2: Fließende Bodenarten
• Bodenklasse 3: Leicht lösbare Bodenarten
• Bodenklasse 4: Mittelschwer lösbare Bodenarten
• Bodenklasse 5: Schwer lösbare Bodenarten
• Bodenklasse 6: Leicht lösbarer Fels und vergleichbare Bodenarten
• Bodenklasse 7: Schwer lösbarer Fels

In 2016 wurden diese Bodenklassen offiziell abgeschafft und durch sogenannte „Homogenbereiche“ ersetzt, in der Praxis greifen viele Baufirmen aber immer noch auf die altbekannten Bodenklassen zurück. Im privaten Hausbau mit seinen überschaubaren Grundstücksgrößen ist das auch meist vertretbar und erleichtert die Orientierung.

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