Warum wollen wir ein eigenes Haus?

Veröffentlicht am 1. Juni 2019

Der LBS-Hausbau-Check stellt Thesen und Realitäten gegenüber und schlussfolgert daraus die möglichen Konsequenzen. (Foto: fancystudio / stock.adobe.com)

Der Weg zum eigenen Haus ist immer auch eine Auseinandersetzung mit den eigenen Motiven, Träumen und Ängsten. Der LBS-Hausbau-Check stellt die gängigsten Wünsche und Vorurteile auf den Prüfstand und liefert potenziellen Bauherren praxisorientierte Argumente für eine sichere Entscheidung. Prüfen Sie für sich selbstkritisch die nachfolgenden 12 Hausbau-Thesen und zu welchem Ergebnis kommen Sie? Besteht Ihre Lust am Bauen unverändert?

These Nr. 1: In einem eigenen Haus könnten wir endlich tun und lassen, was wir wollen Stimmt.

Ganz einfach nach eigenem Gutdünken schalten und walten immer mehr schätzen die Unabhängigkeit in den eigenen 4 Wänden. Man muss kaum befürchten, dass diese zu dünn sind für Hausmusik oder ein Vollbad um Mitternacht. Niemanden interessiert es, ob Sie eine Waschmaschine in der Küche praktischer finden als im Keller. Im Eigenheim genießen Sie wesentlich mehr persönliche Freiheit als in einer Mietwohnung. Doch Bauvorschriften und Nachbarschaftsgesetze schränken sie ein.

These Nr. 2: Niemand kann uns reinreden, wie wir unser Eigenheim gestalten

Stimmt teilweise. Kein Vermieter dieser Welt drückt Ihnen künftig Billiglaminat statt Buchenparkett als Wohnzimmerboden auf. Sie bestimmen selbst, aus welchem Material Sie Ihre Wände errichten und ob diese weiß gestrichen werden oder türkis gewischt. Vorausgesetzt, Sie teilen mit Ihrer besseren Hälfte den gleichen Geschmack sowie die Überzeugung, wofür ihr Geld ausgegeben werden soll. Auch die Bautechnik bremst einen manchmal aus Kompromissbereitschaft ist gefragt.

These Nr. 3: Hausordnung, Eigenbedarf, Nebenkosten das kann uns im Eigenheim egal sein

Jein. Es stimmt: Sie legen die Hausordnung fest und nicht die Nachbarn. Sie müssen auch nicht das Feld räumen für den Eigenbedarf des Vermieters. Was nicht stimmt, ist die Sache mit den Nebenkosten: Grundsteuer und Kanalgebühr, Müllabfuhr und Heizung, Wasser und Strom sowie die Gebäudeversicherungen machen um die 350 Euro im Monat aus oder sogar mehr. Und auch der Schornsteinfeger kommt regelmäßig vorbei. Je nach Heizungsanlage kommen also weitere Kosten hinzu etwa die Immissionsschutzmessung.

These Nr. 4: Unsere Kinder haben erst in den eigenen vier Wänden ein richtiges Zuhause

Stimmt so nicht. Statistisch gesehen leben Bewohner von selbst genutztem Wohneigentum auf 122 Quadratmetern, Mieter-Haushalte begnügen sich mit 69. Der Nachwuchs braucht Platz für seinen Bewegungsdrang und die Möglichkeit, mal richtig Radau zu machen im Mietshaus ist Ärger mit den Nachbarn programmiert. Dennoch wachsen Millionen von Kindern in Mietwohnungen auf und sind glücklich. Wichtig ist nämlich nicht nur die Größe der Wohnung, sondern auch ihre Lage.

These Nr. 5: In einem Haus mit Garten wäre sogar genug Platz für Haustiere Stimmt.

Für viele von uns machen Bello oder Mieze das Wohnglück erst komplett. Außerdem gelten Kinder mit einem Haustier als sozialer, ausgeglichener und verantwortungsvoller. Jedoch: Auch im Mietshaus kann Tierhaltung nicht generell verboten werden. Kleintiere in Käfigen oder Terrarien, zum Beispiel Fische, Vögel oder Hamster, dürfen einziehen. In vielen anderen Fällen braucht der Mieter die Erlaubnis des Vermieters.

Die Grafik zeigt den Anstieg der Nettokaltmieten in Ballungsräumen von 2016 bis 2017 - inzwischen haben die Mietpreise nochmals deutlich zugelegt. (Grafik: LBS)

Die selbstgenutzte Immobilie gilt mit über 50% bei den Deutschen noch immer als die sicherste Anlageform beim Vermögensaufbau und der Alterssicherung. (Grafik: LBS)

These Nr. 6: Wer ein Haus hat, weiß, wofür er arbeitet

Stimmt. Junge Haushalte entscheiden sich oft für das vermeintlich günstigere Wohnen zur Miete. Die Wohnkosten von Eigentümern sind anfangs höher. Erst später, wenn ein Großteil der Schulden getilgt ist, sind Hausbesitzer im Vorteil. Bauherren werden für ihren Einsatz reich belohnt mit Stolz und Sicherheit, Lebenssinn und innerer Befriedigung. Leute mit eigenem Haus haben es zu etwas gebracht, sie sind aktiv und sichern ihre Zukunft. Mieter bezahlen für Wohnfläche, Bauherren schaffen sich Heimat.

These Nr. 7: Wenn wir erst mal unser Haus haben, kann uns nichts mehr trennen

Stimmt nicht. Manche Paare merken schon auf der Grundstückssuche, dass sie nicht zusammenpassen, manche trennen sich nach dem Rohbau und versuchen, ihn zu verkaufen. Man zerreißt sich zwischen Job und Handwerkern, Bank und Baubehörde, Partner und Kindern. Schulden und Sparen statt Urlaub und Auto auf Nestbauern lastet Druck. Man muss das Haus wirklich wollen, nur so wird der Baustress zur sportlichen Herausforderung und schweißt zusammen.

These Nr. 8: Aber wenn man sich so umhört: Bauen soll ein einziger Stress sein

Es kommt ganz darauf an. Ausgeprägte Eigenheimgegner kennen eine Menge Horrorgeschichten von Handwerker-Pfusch, Firmen-Nepp und Bauherren-Tränen. Tatsächlich, etwa 20 Mängel treten durchschnittlich bei jedem Bauvorhaben während des Bauverlaufs auf. Doch Risiken lassen sich mindern. Stets kritisch bleiben gegenüber Vertragspartnern, sich über seine Rechte als Bauherr informieren und vorsichtig sein mit Anzahlungen und alles, aber auch wirklich alles notieren und abzeichnen lassen.

These Nr. 9: Reich wird doch eigentlich nur die Bank

Stimmt nicht. Mit 750 Euro Miete zum Beispiel geben Sie in den nächsten 30 Jahren gute 365.000 Euro aus (mit jährlicher Mietsteigerung von 2 %). Dieses Geld sehen Sie nie wieder. Wer stattdessen in eine Immobilie investiert, erwirtschaftet den sichtbaren Gegenwert und kann aktuell von niedrigen Bauzinsen profitieren. 2006 lag der Zinssatz für Kredite mit 10-jähriger Bindung bei 4,5 Prozent, 2016 bei weniger als 1,5 Prozent. Bei gleichen monatlichen Kosten erhält der Bauherr dadurch heute eine deutlich höhere Darlehenssumme oder kann eine wesentlich höhere Tilgung bedienen.

These Nr. 10: Eigenes Haus da haben wir was fürs Alter

Stimmt. Gemessen am vorherigen Einkommen fällt die gesetzliche Rente geringer aus. Von diesem geringeren Betrag müssen Mieter im Alter auch noch einen erheblichen Teil ausgeben fürs Wohnen. Aktuell zahlen Rentner im Durchschnitt 420 Euro Kaltmiete. Ein Eigenheim hingegen wird während des Erwerblebens schuldenfrei. Rentnern bleibt somit mehr Geld übrig für einen angenehmen Ruhestand. Die große Mehrheit weiß um die Vorteile einer selbstgenutzten Immobilie.

These Nr. 11: Mit einem Eigenheim sitzt man irgendwie fest

Stimmt nicht ganz. Ändern sich geplant oder unfreiwillig unsere Lebenspläne, lässt sich eine Immobilie jederzeit zu Geld machen. Wenn Sie beruflich in eine andere Stadt umziehen, verkaufen Sie Ihr Haus oder vermieten es. Oder sollten sich später einmal Ihre Wohnwünsche ändern: Ein Haus lässt sich teilen oder aber altersgerecht an bzw. ausbauen. Oder Sie verkaufen das Haus, erwerben von dem Geld eine Eigentumswohnung oder kaufen sich für einen sorglosen Ruhestand in eine Service-Wohnanlage ein.

These Nr. 12: Wenn ich arbeitslos werde oder einen von uns eine Krankheit erwischt, ist alles aus

Stimmt nicht. Stecken Sie nicht jeden Cent ins Haus, behalten Sie 4 bis 6 Nettogehälter als Reserve für Notfälle. Wer dennoch in Schwierigkeiten kommt, die monatliche Kreditrate für das Haus aufzubringen, spricht mit seinem Kreditinstitut über eine Aussetzung, Verringerung oder die Streckung der Darlehenstilgung.